Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat die Zulassung des Corona-Medikaments Paxlovid empfohlen. Was kann es und was bedeutet das für den weiteren Verlauf der Pandemie? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat am Donnerstag eine bedingte Zulassung der Anti-Corona-Pille Paxlovid zum Einsatz bei Erwachsenen mit dem Risiko eines schweren Covid-19-Verlaufs ausgesprochen. Damit ist das Medikament das sechste in der Europäischen Union zugelassene Mittel zur Behandlung verschiedener Stadien einer Covid-19-Erkrankung, wie EU-Gesundheitskommissar Stella Kyriakides am Donnerstag sagte. Weitere sollen in den nächsten Wochen folgen. Damit Paxlovid zugelassen wird, muss nun noch die EU-Kommission zustimmen, was jedoch als Formsache gilt. Doch was bedeutet die Zulassung für den Kampf gegen die Pandemie? Wir geben Antwort auf die wichtigsten Fragen.
Paxlovid ist ein Medikament gegen Covid-19 des amerikanischen Unternehmens Pfizer. Es ist eine Pille, die man sich nach einem positiven Corona-Test vom Arzt verschreiben lassen könnte und dann zu Hause fünf Tage lang schluckt. Das ist ein großer Vorteil, denn bisherige Medikamente waren meist Infusionen, die man sich mühsam im Krankenhaus in den Arm laufen lassen musste. Paxlovid könnte dagegen eine Krankenhauseinweisung verhindern.
Paxlovid war in klinischen Studien zu knapp neunzig Prozent wirksam gegen einen schweren Krankheitsverlauf oder Tod – wenn es innerhalb der ersten fünf Tage nach Auftritt der ersten Symptome eingenommen wurde. Auch wenn das nicht sicher bedeutet, dass Paxlovid auch außerhalb der Studie, in der Wirklichkeit, solche guten Ergebnisse liefert, ist es sehr wahrscheinlich ein gutes Medikament gegen Covid-19 – besonders für Patienten mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf. Man könnte sich etwa folgendes Szenario vorstellen: Sollte es in einem Altenheim einen positiven Corona-Fall geben, könne man künftig allen Bewohnern vorbeugend eine Pille anbieten, um sie so vor schweren Infektionen zu schützen.
Paxlovid ist aus zwei Wirkstoffen zusammengesetzt. Der eine hemmt ein Enzym, ohne das sich das Virus nicht weiter vermehren kann. Der Wirkstoff greift also nicht das Spike-Protein an, das bei Omikron stark mutiert ist und dadurch viele andere Medikamente nutzlos gemacht hat. Der zweite Wirkstoff von Paxlovid ist bereits aus der HIV-Therapie bekannt. Er sorgt dafür, dass der erste nicht so schnell abgebaut wird.
Paxlovid muss sehr schnell nach einer Infektion eingenommen werden, denn das Virus vermehrt sich gerade am Anfang rasch. In der Regel dauert es aber einige Tage, bis man eine Infektion überhaupt bemerkt. Wenn man dann nicht bald einen Schnelltest macht und später dann auf das Ergebnis des PCR-Tests wiederum ein bis zwei Tage warten muss, ist insgesamt schon einige Zeit vergangen. Vielleicht zu viel. Das Virus hat sich bereits vermehrt, das Medikament wirkt im ungünstigsten Fall nicht mehr. Außerdem sorgt der zweite Wirkstoff für viele Nebenwirkungen. Übelkeit und Erbrechen wären vielleicht noch auszuhalten. Aber es kommt auch zu starken Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Für bestimmte Patienten, die viele Medikamente einnehmen, ist deshalb der Einsatz von Paxlovid wahrscheinlich nicht möglich oder muss stationär überwacht werden. Das sind zum Beispiel Menschen, die eine Organtransplantation hinter sich haben. Gerade für solche Menschen wäre das Medikament aber sehr wichtig.
Schließlich stellt sich die Frage, wie viele Pillen überhaupt und wann verfügbar sein werden. Wird bald jeder infizierte Bürger Paxlovid verschrieben bekommen? Das Gesundheitsministerium sagte im Dezember, es habe eine Millionen Packungen bestellt und rechne mit den ersten Lieferungen im Januar. Ein Sprecher des Gesundheitsministerium sagte nun, dass sich die Lieferungen noch verzögerten und die ersten Packungen im Februar erwartet werden. Außerdem geben Virologen zu bedenken, dass das Medikament nicht zu breit gegeben werden solle, da sich dann leichter Resistenzen bilden könnten. Sie halten Paxlovid daher nicht für einen Game-Changer in der Pandemie oder für eine Alternative zu einer Impfung. Aber sie sehen in dem Medikament ein sehr gutes zusätzliches Werkzeug im Kampf gegen Covid-19.