Arzneimittel sollen schon in kleinsten Dosen biologische Effekte auslösen. Das tun sie – auch in der Umwelt, wie neue Studien ergeben. Umweltschützer fordern nun einen anderen Umgang mit Medikamenten.
Greifen Ärzte zum Rezeptblock oder Apotheker in den Medikamentenschrank, so haben sie selten alle Folgen dieser Handlung im Blick. In Deutschland wandern jährlich rund 1,5 Milliarden Packungen Medikamente über die Apothekentische, weltweit waren es 2020 rund 4,5 Billionen Dosen. Bei vielen Krankheiten bieten Arzneimittel Linderung oder sogar Heilung. Doch es gibt auch eine andere Seite: Ein großer Teil dessen, was in den Menschen hineingeht, geht auch wieder hinaus.
So landen viele Wirkstoffe und Abbauprodukte in der Umwelt, wie ein Team um den Ökologen Peter Manning vom Senckenberg-Forschungsinstitut in „Science“ aufzeigt – hinzu kommen Mischungen verschiedener Substanzen, mit komplexen Folgen. Am meisten Sorgen mache ihm, was noch unbekannt ist, sagt er: Für 88 Prozent aller Arzneimittel, die Wirkungen auf menschliche Proteine haben sollen, stünden Bewertungen des Umweltrisikos aus. „Daher ist es wirklich schwer zu sagen, was die Hauptauswirkungen von Arzneimitteln auf die Umwelt sind.“